In Deutschland sind Impfstoffe gegen bestimmte humane Papillomviren (HPV) zugelassen. In den Medien wird häufig darüber berichtet und die Hoffnung verbreitet, dass ein wichtiger Schritt in der Bekämpfung von Krebs getan sei. Wir möchten Sie hier informieren, damit Sie eine Entscheidung über die Teilnahme oder auch Nichtteilnahme an der Impfung treffen können.
Humane Papillomviren kommen nur beim Menschen vor. Von den bisher über 100 identifizierten Typen des HP-Virus können rund 40 die Genitalschleimhaut besiedeln. Sie werden durch direkten Haut- oder Schleimhautkontakt, meist beim Sex übertragen. Etwa 70% aller Frauen und Männer durchlaufen mindestens einmal im Leben eine HPV-Infektion, am häufigsten zwischen dem 20. und 25. Lebensjahr. Die Infektion tritt unbemerkt auf, auch können die Viren oft monate- bis jahrelang, ohne Symptome zu machen, überdauern. In einigen Fällen können sie gutartige Genitalwarzen (Kondylome) oder Zellveränderungen am Gebärmutterhals und sehr viel seltener Zellveränderungen im Scheiden- oder Analbereich hervorrufen. Krebs bewirken sie nicht zwangsläufig: Das Immunsystem kann sie bekämpfen oder die Zellveränderungen, die sie auslösen in Schach halten. Bei 90 von 100 Frauen ist die Infektion nach zwei Jahren ohne Therapie und ohne Folgen verschwunden. Wenn aber das Immunsystem geschwächt ist - z.B. durch Rauchen, Stress oder andere Infektionen, - können die infizierten Zellen Krebszellen werden: Sie beginnen sich ungebremst zu teilen und ins Gewebe hineinzuwachsen. Das heißt:
Diese Veränderung einer normalen Zelle in eine Krebszelle ist ein langsamer Prozess. Es dauert im Durchschnitt 15 Jahre, bis über Zellveränderungen und Krebs-vorstufen Gebärmutterhalskrebs entstehen kann. Hierin liegt die Chance der Krebsfrüherkennungsuntersuchung, bei der die Zellen vom Gebärmutterhals abgestrichen und untersucht werden (Pap-Abstrich); dadurch kann erkannt werden, ob Zellveränderungen vorliegen. Falls nach einiger Zeit doch keine Ausheilung erfolgt ist, kann dann das veränderte Gewebe operativ oder durch Laser entfernt und dadurch die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs in den meisten Fällen verhindert werden. Seit Einführung der Krebsfrüh-erkennungsuntersuchung ist bei uns die Häufigkeit von Gebärmutterhalskrebs von 38 von 100 000 Frauen (1971) auf 13 von 100 000 Frauen (2002) zurückgegangen. Meistens wird Gebärmutterhalskrebs bei Frauen diagnostiziert, die nie oder selten an den Früherkennungsuntersuchungen teilgenommen haben.
Es gibt zwei zugelassene Impfstoffe in Deutschland: Beide enthalten gentechnisch hergestellte Teile der Virushüllen der HPV-Typen 16 und 18, einer der beiden wirkt zusätzlich gegen 7 weitere HPV Typen. Sie enthalten keine Virus-DNA. Durch Zusatzstoffe wird die Antikörperbildung verstärkt. Z.Zt. werden in 70% von Gebärmutterhalskrebs die HPV-Typen 16 oder 18 und in 90% der Kondylome die HPV-Typen 6 oder 11 nachgewiesen. Der Impfstoff wird intramuskulär im Bereich des Oberarmes verabreicht. Die Grundimmunisierung besteht aus zwei Impfungen, die mit einem Abstand von mindestens 5 Monaten verabreicht werden. Bei einem Impfabstand unter 5 Monaten sind 3 Impfungen erforderlich. Die ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt, Mädchen und Jungen von 9 – 14 Jahren möglichst vor ihrem ersten Geschlechtsverkehr zu impfen. Verpasste Impfungen gegen HPV sollten sobald wie möglich nachgeholt werden. Wird zum ersten Mal in einem Alter ab 15 Jahren geimpft, sind drei Impfungen erforderlich. Bis zum 18. Lebensjahr werden die Kosten von den Krankenkassen übernommen.
Bisher wurden folgende Nebenwirkungen beobachtet: Sehr häufig (über 10%) kommt es zu einer Lokalreaktion an der Injektionsstelle wie Schmerz, Rötung und Schwellung. Häufig (1-10%) kommt es zu Blutung, Juckreiz, Hautausschlag und Urtikaria. Ebenfalls häufig kommen Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Bauchschmerzen vor. Sehr häufig kommt es zu Fieber. Auch Muskelschmerzen und unspezifische Gelenkentzündung, sowie sehr selten Atemnot wurden beobachtet. Ob sich im Lauf der Jahre weitere Nebenwirkungen zeigen werden, ist noch nicht bekannt.
Der Impfstoff bietet Schutz vor der Infektion durch die HP-Viren 16 und 18, er kann damit auch die durch diese Viren hervorgerufenen Zellveränderungen verringern, welche sich bei Vorhandensein von weiteren, bisher weitgehend unbekannten Faktoren, zu Krebs weiterentwickeln könnten. Außerdem bietet Gardasil Schutz vor einer Infektion mit HP-Virus 6 und 11 und kann dadurch die Zahl der Patienten reduzieren, die wegen Genitalwarzen behandelt werden müssen.
Diese Information wurde von Frauenärztinnen aus dem AKF (Arbeitskreis Frauengesundheit in Medizin, Psychotherapie und Gesellschaft e.V.) erarbeitet.